98 Jahre sind vergangen, seitdem in Istanbul die politische, geistige und intellektuelle Elite der Armenier in der osmanischen Türkei am 24. April festgenommen und ermordet wurde. Dieser Tag markiert den Beginn des ersten Völkermordes des 20. Jahrhunderts – den Genozid an den Armeniern. Anlässlich des 98. Jahrestages nahm am 24. April 2013 zum ersten Mal eine armenische Delegation aus der europäischen Diaspora (AGBU Europe) an einer Gedenkveranstaltung auf dem Taksim-Platz in Istanbul teil. An den von mutigen türkischen und kurdischen Aktivisten seit 2011 organisierten Gedenkfeiern nahm in diesem Jahr auch die europäische Menschenrechtsorganisation EGAM (European Grassroots Anti-Racist Movement) teil.
Rund 3.000 Menschen gedachten auf dem zentralen Taksim-Platz in Istanbul/Türkei den 1,5 Millionen armenischen Opfern durch die jungtürkische Regierung in den Jahren 1915/16. Organisiert wurde diese Mahnwache von der anti-rassistischen Bewegung "DurDe" ("Sag Stop"). Die Aktivisten sind wegen ihres Einsatzes täglichen Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt. Denn der Nationalismus in der Türkei ist keine Ausnahme von nationalistischen "Kreisen" oder "Randgruppen", sondern ein gesamtgesellschaftlicher Mainstream. Die "DurDe"-Mitglieder sind eine kleine, aber hoffnungsträchtige Bewegung in der Türkei, die aus Türken, Kurden, Armeniern und Aramäern/Assyrern aus der Zivilgesellschaft besteht, die sich gegen den vom Staat verordneten Rassismus stellen.
Historische Bedeutung
Die diesjährige Gedenkveranstaltung war in dreifacher Hinsicht von historischer Bedeutung: Zum einen hatte sich die Teilnehmerzahl um 50% zum Vorjahr auf den bisherigen Höchststand von 3.000 Teilnehmern erhöht.
Zum anderen hat sich zum ersten Mal eine europäische Delegation zusammengefunden, um gemeinsam mit den „DurDe“-Aktivisten den Genozid an den Armeniern inmitten Istanbuls zu gedenken.
Überdies war zum ersten Mal seit 98 Jahren eine Gruppe von Vertretern der armenischen Gemeinschaften Europas, gemeinhin Diaspora-Armenier genannt, anwesend.