Der
indische Autor Pankaj Mishra erhielt am 12. März 2014 den "Leipziger
Buchpreis zur Europäischen Verständigung“,
eines der wichtigsten Literaturpreise in Deutschland. Mit diesem Preis
werden laut Statut Persönlichkeiten gewürdigt, die sich in Buchform um das
gegenseitige Verständnis in Europa, vor allem mit den Ländern Mittel- und
Osteuropas, verdient gemacht haben.
Ein
hehres Ziel. Ob es mit der Nominierung von „Aus den Ruinen des Empires: Die
Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens“ erreicht werden kann, darf
bezweifelt werden.
Das
Buch hat sich zum Ziel gesetzt, den Europäer über die Denkweise des Orients und
Asiens zu informieren. Geht man nach den Kritiken, fand es offenbar nicht wenig
Anklang und Bewunderung.
Dennoch:
Eine Buchkritik, die mit dem Autor ins Gericht geht, findet sich bei
Necla Kelek (http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article125645485/Buchpreis-fuer-Mishra-ist-eine-Fehlentscheidung.html). Sie hält die Nominierung für eine
Fehlentscheidung.
Steht
sie allein da? Sie beklagt die Güte des Präsentierten: einseitig, flach,
fragwürdig, wenig säkular, wenn nicht gar theokratisch.
Hellhörig
wurde ich, als ich sah, dass Pankaj Mishra sich auch mit dem Völkermord an den
Armeniern „beschäftigt“hat.
Necla
Kelek zitiert Pankaj Mishra wie folgt:
"Zermürbt von armenischen
Nationalisten im Osten Anatoliens,
deportierten die Türken 1915
gnadenlos Hundertausende von
Armeniern – ein Vorgehen, das ihnen
später den Vorwurf des
Völkermords einbrachte."
Frau
Kelek erkennt zutreffend, dass nach Pankaj Mishra, die Armenier ihre
Deportation provoziert haben müssen und die Türken gar nicht anders konnten.
Mit
diesen Worten verharmlost und rechtfertigt der gefeierte Autor den Mord an 1,5
Mio Armeniern, während er gleichzeitig diesem, in rassistischer
Vernichtungsabsicht staatlich organisierten Verbrechen, die Eigenschaft des Genozides abspricht.
Wieso
wird dieser Mann so gefeiert? Ist der Rest des Buches von mehr Güte und dieser
Satz ein Ausrutscher? Geht man nach der Kritik von Necla Kelek, dann eigentlich
nicht. Ist die Masse der faszinierten Leser zu unkritisch? Wahrscheinlich. Aber
warum?
Auch
wenn der Genozid an den Armeniern nicht das Hauptthema des Beschenkten und
seiner Zeilen ist, stellt sich hier die Frage, inwieweit die Verklärung von –
in einem Genozid endenden – Rassismus aus europäischer Sicht gutgeheißen werden
kann. Jedenfalls hat der mit dem Buchpreis geehrte „nicht-europäische“ Blick
des Autors zu viel mit dem Völkermordleugner Recep Tayyip Erdogan gemeinsam und
versteht sich – an dieser Stelle –
bestenfalls als Aufruf auch den Rassisten zu verstehen.
Fernab
von den restlichen 447 Seiten des Buches, kann nur diese eine Seite, dieser
eine Satz, die Qualität des gesamten Buches beeinflussen. Eine einzige Fliege
in der Suppe reicht, um den Appetit zu verderben.
Von
der Jury des am 12.03.2014 zu vergebenden Preises hätte ich nicht nur mehr
Feingefühl, sondern mehr politisches Urteilsvermögen erwartet. Etwa von der
Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Übersetzerin, Dr. Alina Bremer, die
sich in ihrem erfolgreichen Buch „Olivas Garten“ im Rahmen einer Familiengeschichte
mit den Kriegen des 20.Jahrhunderts Jugoslawiens auseinandersetzt oder von dem
schweizerischen Verleger a.D. Egon Ammann, der seine Anfänge als Buchhändler in
Istanbul fand.
Aber
nicht nur den Literaten mangelt es hier an politischem Esprit, wenn sie die von
Pankaj Mishra geleistete „Aufklärung“ jungfräulich beklatschen, statt sich dem
Plädoyer des Autors mutig entgegenzustellen, sondern auch dem Jurymitglied und
Kulturbürgermeister der Stadt Leipzig, Michael Faber.
In
seiner Person treffen sich Literatur und Politik, Kulturpolitik. Der
kulturpolitische Vertreter der Stadt Leipzig sei auf die ebenso historischen wie literarischen
Verknüpfungen seiner Stadt und des dazugehörigen Bundeslandes mit den Armeniern
hingewiesen: Sachsen-Anhalt spielt als Gesamtvertreter aller Bundesländer
gegenüber der Republik Armenien im Kulturbereich seit rund 15 Jahren eine
bedeutende Rolle in den deutsch-armenischen Beziehungen. Darüber hinaus wirkte
der armenisch-akademischen Verein Ende des 19. Jahrhunderts in Leipzig, Jena
und Berlin und das erste armenische Buch in Deutschland ist 1680 in Leipzig in
armenisch und lateinisch gedruckt worden.
Nun
wird eben dort ein Autor geehrt, dessen Buch als Beitrag zur
Völkerverständigung qualifiziert worden ist.
Oder
anders:
Ein
Buch, welches Rassismus negiert, und wenn auch nur den Armenier-Genozid auf nur
einer einzigen Seite, wird als Beitrag zur Völkerverständigung mit 15.000 €
Preisgeld gefeiert. Für Demonstrationen ist es zu spät.
Beschämend
ist nicht nur der Imperialismus im historischen Europa oder der Holocaust im
Dritten Reich. Heute dürfen wir auch die Einfältigkeit, Rassismus nicht zu
erkennen ebenso wie den Kleinmut, der es
vorzieht, Dinge nicht beim Namen zu nennen, betrauern.
Mishra wurde bereits 2008 vorgeworfen für eine ,,weiße pro-Muslimische Audienz im Westen" zu schreiben. Was anderes hätte man nicht erwarten können. Er gehört zu jenen, die westliche Werte genießen, es aber anderen nicht zugestehen. Erbärmlich!
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