Kesab general view in 2010, Syria. Autor: Spetsnaz1991 |
Kessab, dessen Name sich vom Römischen
Casa Bella ,,schönes Haus“ ableitet, ist eine Kleinstadt im
Gouvernement Latakia im Nordwesten Syriens. Es hat ca. 3000
hauptsächlich armenische Einwohner mit einer alawitischen
Minderheit. Seine Besiedlung reicht bis zu Zeiten des Königreichs
Kleinarmenien in Kilikien (1080-1375) zurück. Die Einwohner der
Stadt waren vom Völkermord an Armeniern von 1915 mitbetroffen; die
Überlebenden hatten sich jedoch Anfang der 1920er Jahre in der
bergigen Region wieder angesiedelt. Mit seiner mittleren Höhenlage
und dichten Kiefernwäldern war Kessab bis dato sommerlicher
Erfrischungsort für Syrer wie Touristen.
Seit 21. März 2014 wurde Kessab
durch islamistische Rebellen der Al-Nusra Front heftig angegriffen
und mittlerweile eingenommen. Nach neuen Berichten wurden Häuser und
Geschäfte geplündert, drei Kirchen der Stadt geschändet, einige
Familien als Geiseln genommen. 80 Menschen seien nach unbestätigten
Berichten zufolge getötet worden, die meisten Familien flohen in einer Nacht
und Nebelaktion an die syrische Hafenstadt Latakia. Ersten Berichten
zufolge seien zwei armenische Familien zwangskonvertiert worden.
Die aktuellen Ereignisse passen in das
Gesamtbild im Umgang islamistischer Rebellen mit Nicht-Muslimischen
Minderheiten Syriens. So hatte die Jihadistengruppe Islamischer Staat
in Irak und Syrien (ISIS) bereits letzten Monat in der Nordsyrischen
Provinz Rakka christlichen den Einwohnern einen ,,Schutzvertrag“
diktiert, wonach sie ihren Glauben nicht öffentlich ausleben durften
und der ,,Dschizja“ unterworden wurden. Die rechtliche und soziale
Lage der Christen in islamischen Ländern, unter Dhimmitum
sublimiert, kommt nunmehr auch in anderen Teilen des einst säkularen
Syriens zur Anwendung. Zwangskonversionen widersprechen zwar seiner
formellen Rechtsprechung, waren und sind jedoch durch die gesamte
Geschichte in islamischen Ländern belegt.
Nun, welche Antwort kann man auf den
islamistischen Jihad geben? Die Antwort kann nur komplex sein und
wird viele Differenzierungen notwendig machen. Ein erster Schritt ist es,
wenn man das Problem beim Namen nennt. In der Vergangenheit wurden
solche Ereignisse – übrigens durch die gesamte Geschichte über
Jahrhunderte hindurch – erst unter den Tisch gekehrt, bei
konsequenter Benennung als Einzelfall heruntergespielt, und später
ihre Bedeutung im gesamten Kontext verneint. Von einer auf die
Herausforderung des islamischen Jihad adäquaten Antwort sind wir,
Angehörige und Nutznießer der freien Welt, weit entfernt. Eine
erfolgreiche Therapie kann jedoch nur erfolgen, wenn die Diagnose
eines Problems richtig gestellt wird. Wir sollten das Kind beim Namen
nennen. Die Kinder Kessabs und viele weitere werden es uns danken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen