Sonntag, 15. Juni 2014

Wie Israel 2005 gegen die Anerkennung des armenischen Genozids in Deutschland intervenierte

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Auswärtigen Amts (AA) erzählte mir vor kurzem, dass im Jahre 2005 während der Diskussionen um die Armenier-Resolution im Bundestag nicht nur Proteste und Druck aus der Türkei erfolgt seien, sondern auch von einer für ihn und dem AA völlig unerwarteten Seite - aus Israel.  

Shimon Peres, der derzeitige Staatspräsident und damalige israelische Vizeministerpräsident unter Ariel Sharon, habe verärgert bei der Bundesregierung angerufen und gegen die Thematisierung des armenischen Genozid  und seiner Anerkennung seitens des Bundestages protestiert. Peres habe behauptet, dass es in der Geschichte der Menschheit nur einen einzigen Genozid  gegeben habe und es sich bei diesem um den jüdischen Holocaust handele. Die Anerkennung der armenischen "Tragödie" als Genozid sei eine Relativierung des Holocausts. Der Holocaust sei singular. Die Deutschen würden den Holocaust relativieren. 

 Der israelische Botschafter habe Protestschreiben verfasst, etliche Vertreter jüdischer Organisationen hätten Gespräche mit diversen Bundestagsabgeordneten und dem Auswärtigen Amt geführt. Israelische Parlamentarier hätten teilweise wüste Schimpfschreiben an das AA adressiert.

Während ich von der Offenheit des ehemaligen Mitarbeiters des AA überrascht war, war dieser noch heute sichtlich schockiert von den heftigen Reaktionen aus Israel.

Diese Ereignisse liegen nun fast 10 Jahre zurück. In der Zwischenzeit sind die Armenier trotz aller Schmähungen, Agitationen und Lügen  in der Anerkennungsarbeit sichtlich vorangekommen. Der Zentralrat der Armenier in Deutschland arbeitet derzeit mit Hochdruck an der expliziten Anerkennung des Genozids an den Armeniern im Jahre 2015 durch den deutschen Bundestag.

Ich bin gespannt, ob Israel im nächsten Jahr erneut seine hässliche Seite zeigen und seine würdelose Politik der Leugnung und politischen Agitation gegen die armenische Diaspora in Deutschland fortsetzen wird. Vielleicht wird Shimon Peres - der Friedensnobelpreisträger, der Holocaustüberlebende - erneut beim AA anrufen und sich bei den "bösen" Deutschen darüber beschweren, dass sie der "unbedeutenden" Armenier gedenken und einen anderen Genozid als den Jüdischen anerkennen. Auf den israelischen Beitrag zum 100.Gedenktag des Völkermords an den Armeniern im nächsten Jahr dürfen wir uns wohl auf einiges gefasst machen. 

Mein Artikel zur Jüdischen Diaspora und der Genozidleugnung aus dem Jahre 2007 scheint noch immer hoch aktuell zu sein. 

2 Kommentare:

  1. Peres ist wie Genozidleugner und Putinscherge Schröder oder Aliyev-Umarmer Genscher ein bigotter Gerontokrat, bei dem man nicht weiß, ob es sich um Senilität gepaart mit Debilität oder doch nur um klassischen Opportunismus handelt.

    Zumindest vertreten die AJC und Netanyahu eine andere Position. Alles andere wäre angesichts der Tatsache, dass das Gros der Wissenschaftler und Schriftsteller, die für die Anerkennung des armenischen Völkermords gekämpft haben, jüdischer Herkunft sind, eine unwürdige Farce.
    Ab 4:40 https://www.youtube.com/watch?v=t_g7sFgY4aU#t=279

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  2. Literaturempfehlung "Germany, Turkey, Zionism" von einem angesehenen israelischen Prof. 2015 oder 1915, viel hat sich nicht geändert, weil einige sich für bessere Wesen haltende "nicht 10 sondern 1000 Jahre im Voraus" denken.

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