Der vielleicht berühmteste türkische Premierminister der Welt, Recep Tayyip Erdogan, hat mal wieder zugeschlagen. Sein Opfer lautet wie so oft - Israel.
Israel würde versuchen die Palästinenser auszulöschen, übe Staatsterrorismus aus und würde sein unmenschliches Anlitz durch die Kindermorde von Gaza zeigen, polterte er.
Scheinbar ist Erdogan zu den Menschenrechtler übergetreten, allerdings beschränkt sich seine Menschenliebe allein auf diejenigen, die von Israel drangsaliert werden und muslimisch sind. Die Vernichtung der Armenier, die Massaker an den Aleviten, die Unterdrückung der Kurden durch die Türkei sind für ihn eine Selbstverständlichkeit. Er befindet sich dabei in guter Gesellschaft, denn seit der Formung und Entstehung der Republik Türkei zählt die entsprechende Handhabung dieser "Angelegenheiten" zur staatlichen Tradition.
Die aktuell von ISIS verübten Massenmorde an Alawiten und Christen in Syrien scheinen Erdo ebenfalls nicht zu stören. Im Gegenteil, die logistische und militärische Unterstützung sind den ISIS-Terroristen durch die Türkei gewiß.
In diesem Punkt arbeiten Israel und die Türkei sogar zusammen. Denn die Terroristen werden großzügig durch Israel medizinisch versorgt und nach ihrer Kur an die syrische Grenze überführt, damit sie mit neuer Kraft die Massaker an der syrischen Bevölkerung fortsetzen können.
Erdogan redet nicht gerne über diesen Umstand. Die Israelis allerdings schon, um der Türkei zu demonstrieren, dass sie im gleichen Boot sitzen und die gleichen Feinde haben würden. Feindbilder sind nämlich ein wichtiger Anknüpfungspunkt im türkisch-israelischen Verhältnis. Es schweißte sie in den 90er Jahren eng zusammen. Dann kam allerdings Erdo und verdarb polternd und schimpfend das Spiel.
Es schmeckte ihm nicht, dass die Israelis argumentierten, dass die Palästinenser für die Israelis das seien, was die Armenier für die Türken darstellten. Es schmeckte Erdo auch nicht, dass die Israelis die Ereignisse um die Armenier im Jahre 1915 mit der heutigen Situation der Palästinenser verglichen.
Dabei sollte die Message nur lauten: Türken und Israelis teilen das gleiche Schicksal. Die Israelis seien nämlich die Guten und die Palästinenser die Bösen. So, wie die Türken die Guten und die Armenier die Bösen seien.
Der Schuss ging allerdings nach hinten los.
Erdo und seinem Stab war diese jüdische Nähe und die durch Jerusalem propagierte schicksalhafte Verbundenheit zwischen Juden und Türken zu viel des Guten. Immerhin waren sie Muslime und die Israelis Juden. Die Türken verbaten sich daher jeden Vergleich und beschimpfen die Israelis seitdem als Völkermörder. Der israelische Premier schlägt - beleidigt von der Zurückweisung - wie immer zurück und lässt daran erinnern, dass dann auch die Vernichtung der Armenier ein Genozid sei. Wenn schon, denn schon! Wie du mir, so ich dir!
Betrachtet man dieses hin und her objektiv, so ist sicher, dass Israel ebenso wenig auf der Achse des Guten steht, wie die Türkei. Die Hamas - der kleine Bruder Erdogans - ebenso wenig.
Es ist schon bemerkenswert, dass Israel trotz der Schmähungen und Beschimpfungen weiterhin nachrichtendienstlich, wirtschaftlich und diplomatisch eng mit der Türkei zusammenarbeitet. Mögen sie öffentlich noch so sehr einander beschimpfen. Kein Grund zur Sorge also!
"Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan hatte das Vorgehen der israelischen Armee gegen die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen als "Staatsterrorismus" und "Versuch des systematischen Völkermordes" bezeichnet."
Israel zieht Botschaftspersonal aus der Türkei ab
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-07/israel-botschaft-tuerkei-demonstration