Samstag, 9. August 2014

Schielauge des Westens

Kirche in Bagdad
Wir haben es immer wieder gesehen. Erfahrung bestätigt: der Westen hat ein Schielauge. 
Im ehemaligen Irak läuft gerade das Paradebeispiel einer islamisch motivierten ethnischen Säuberung an Hunderttausend Christen und Jesiden ab. Die Dschihadisten fordern eine Konversion zum Islam, Zahlung einer erniedrigenden Dschizya und Leben als ,,Untermensch” im islamischen Kalifat oder eben den Tod. Und weder von den vielen Islamverbänden in Deutschland, noch von zahlreichen Friedensaktivisten hören wir etwas. Krieg sei keine Lösung und die Anwendung von Gewalt – zum Beispiel auch im zweiten Weltkrieg gegen Hitler – sei prinzipiell illegitim, ist die Logik, der wir gehorschen sollen, sagen uns Geopolitiker aus der Reihe der Theologieexperten.

Die einzige Demokratie und funktionierender Rechtsstaat im Nahen Osten, Israel, nimmt es alle zwei Jahre nicht hin, von einem terroristischen Clan mit Raketen bombardiert zu werden. Schon wird vor der Domplatte in Köln wieder Völkermord an Palästinensern propagiert. Dass die Terroristen des vom EU-Beitrittskandidaten Türkei unterstützten Hamas ihre Waffenlager in Krankenhäusern und Moscheen unterbringen und absichtlich aus zivilen Einrichtungen schießen, um die Anzahl der toten Palästinener in die Höhe zu treiben, ist leider eine Logik, die wir hinnehmen sollen, sagen uns selbsternannte Friedensexperten.

Mit etwas Distanz zur Contemporary Denkart ist die Inkonsistenz und die Widersprüchlichkeit, ja das Paradox dieser Logik leicht erkennbar. Der Westen hat sich aufgrund von Schuldgefühlen – realen wie eingebildeten – unterbewusst ein Maßstab zurechtgelegt, der selbst-, und fremdschädigender hätte nicht sein können. Während man verfolgten Christen weltweit durch die Brille der Säkularität mit Indifferenz begegnet, haben muslimische Tote einen ,,Mehrwert”. Das gilt jedoch nicht, wenn es unter ihresgleichen passiert. Denn das ist irrelevant, passiert immer, und stellt lediglich Brudermord dar. Das Sterben von Muslimen wiederum durch die Hand Israels jedoch ist eine Ultimativsünde, dem nicht mal das katholische Fegefeuer ein Ausgleich wäre.

In einem öffentlichen Diskursraum, dessen Regeln in den letzten Jahrzehnten von Feinden des westlichen Modells der Demokratie, Freiheit, Individualrechten wie Religions-, und Meinungsfreiheit, gesetzt wurden, erstaunt mich eine derartige kafkaeske Logik kaum. Orwell hätte nicht besorgter sein können. So gilt laut dem amerikanischen Präsidenten der aktuelle Eingriff aus der Luft explizit dem Schutz von US-Amerikanern im Irak und den Jesiden. Ein Eingriff zum Schutze der christlichen Minderheiten, die ebenso betroffen sind, wäre sicherlich als Kreuzzug interpretiert worden. Allein diesen Eindruck muss man ja erwehren. Wenn es sein muss, indem man die Christen ihrem Schicksal überlässt. Der Westen hat so autoritären Regimen, die nichts von Ausgleich und Kompromissen verstehen und ständig mit Gewalt drohen, einfach nachzugeben.

Ist das eine Logik, die uns im 21. Jahrhundert schützen soll? Ist das die Geisteshaltung, der wir unser Leben in dieser Zeit geopolitischer Verwerfungen anvertrauen sollen? Ich bin mir nicht mehr sicher, ob der Westen ohne eine Rückbesinnung auf ihre Identität und Erbe aus griechischer Philosophie, dem römischen Begriff des Rechts und Staats, sowie einer judeo-christlichen Tradition überlebensfähig ist. Er gleicht zunehmend einem Hochhaus, dessen Bewohner die ersten Etagen für nicht mehr notwendig erachten. Hauptsache die oberen Etagen glänzen. Zumindest für unsere Finanz-, und Politeliten. Und für eine kurze Zeit.

Adem Dolas


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