Kirche in Bagdad |
Wir haben es immer
wieder gesehen. Erfahrung bestätigt: der Westen hat ein Schielauge.
Im ehemaligen Irak
läuft gerade das Paradebeispiel einer islamisch motivierten
ethnischen Säuberung an Hunderttausend Christen und Jesiden ab. Die
Dschihadisten fordern eine Konversion zum Islam, Zahlung einer
erniedrigenden Dschizya und Leben als ,,Untermensch” im islamischen
Kalifat oder eben den Tod. Und weder von den vielen Islamverbänden
in Deutschland, noch von zahlreichen Friedensaktivisten hören wir etwas. Krieg sei keine Lösung
und die Anwendung von Gewalt – zum Beispiel auch im zweiten
Weltkrieg gegen Hitler – sei prinzipiell illegitim, ist die Logik,
der wir gehorschen sollen, sagen uns Geopolitiker aus der Reihe der
Theologieexperten.
Die einzige Demokratie und funktionierender Rechtsstaat im Nahen
Osten, Israel, nimmt es alle zwei Jahre nicht hin, von einem
terroristischen Clan mit Raketen bombardiert zu werden. Schon wird
vor der Domplatte in Köln wieder Völkermord an Palästinensern
propagiert. Dass die Terroristen des vom EU-Beitrittskandidaten
Türkei unterstützten Hamas ihre Waffenlager in Krankenhäusern und
Moscheen unterbringen und absichtlich aus zivilen Einrichtungen
schießen, um die Anzahl der toten Palästinener in die Höhe zu
treiben, ist leider eine Logik, die wir hinnehmen sollen, sagen uns
selbsternannte Friedensexperten.
Mit etwas Distanz
zur Contemporary Denkart ist die Inkonsistenz und die
Widersprüchlichkeit, ja das Paradox dieser Logik leicht erkennbar.
Der Westen hat sich aufgrund von Schuldgefühlen – realen wie
eingebildeten – unterbewusst ein
Maßstab zurechtgelegt, der selbst-, und fremdschädigender hätte
nicht sein können. Während man verfolgten Christen weltweit durch
die Brille der Säkularität mit Indifferenz begegnet, haben
muslimische Tote einen ,,Mehrwert”. Das gilt jedoch nicht, wenn es
unter ihresgleichen passiert. Denn das ist irrelevant, passiert
immer, und stellt lediglich Brudermord dar. Das Sterben von Muslimen
wiederum durch die Hand Israels jedoch ist eine Ultimativsünde, dem
nicht mal das katholische Fegefeuer ein Ausgleich wäre.
In einem
öffentlichen Diskursraum, dessen Regeln in den letzten Jahrzehnten
von Feinden des westlichen Modells der Demokratie, Freiheit,
Individualrechten wie Religions-, und Meinungsfreiheit, gesetzt
wurden, erstaunt mich eine derartige kafkaeske Logik kaum. Orwell
hätte nicht besorgter sein können. So gilt laut dem amerikanischen
Präsidenten der aktuelle Eingriff aus der Luft explizit dem Schutz
von US-Amerikanern im Irak und den Jesiden. Ein Eingriff zum Schutze
der christlichen Minderheiten, die ebenso betroffen sind, wäre
sicherlich als Kreuzzug interpretiert worden. Allein diesen Eindruck
muss man ja erwehren. Wenn es sein muss, indem man die Christen ihrem Schicksal überlässt. Der Westen hat so autoritären Regimen,
die nichts von Ausgleich und Kompromissen verstehen und ständig mit
Gewalt drohen, einfach nachzugeben.
Ist das eine
Logik, die uns im 21. Jahrhundert schützen soll? Ist das die
Geisteshaltung, der wir unser Leben in dieser Zeit geopolitischer
Verwerfungen anvertrauen sollen? Ich bin mir nicht mehr sicher, ob
der Westen ohne eine Rückbesinnung auf ihre Identität und Erbe aus griechischer
Philosophie, dem römischen Begriff des Rechts und Staats, sowie einer
judeo-christlichen Tradition überlebensfähig ist. Er gleicht zunehmend einem
Hochhaus, dessen Bewohner die ersten Etagen für nicht mehr notwendig
erachten. Hauptsache die oberen Etagen glänzen. Zumindest für unsere
Finanz-, und Politeliten. Und für eine kurze Zeit.
Adem Dolas
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